Zecken - was hilft wirklich?
- Ricarda Hoffmann

- 1. März
- 6 Min. Lesezeit

Hunde und Katzen streichen gern durch hohes Gras, marschieren durchs Unterholz oder schnüffeln neugierig im Gebüsch. Wie schön doch der Sommer ist! Doch als Tierhalter löst dich auch Sorge aus - denn überall lauern Zecken!
Milde Winter bieten ideale Zustände für das Überleben der Larven von Zecken. So wächst die Population der kleinen, ungeliebten Biester und auch das Risiko von teilweise schweren Krankheit ebenso. Die Gefahr, sich durch einen Zeckenbiss schwere Krankheiten einzuhandeln, besteht leider auch für Hunde und Katzen. Krankheiten wie FSME (Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute), Borreliose (bakterielle Infektion), Babesiose (Hundemalaria), Ehrlichiose (bakterielle Infektion) oder Anaplasmose (bakterielle Infektion) können durch Zecken übertragen werden. Zu den Symptomen dieser Krankheiten gehören Gelenkschmerzen, Durchfall, Fieber, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, Wasseransammlungen, Zerstörung der roten Bkutkörperchen und Anämie (Blutarmut) und Gelenkenzündungen. In schweren Fällen kann es zu Entzündungen der Nieren, der Hirnhäute und des Gehirns sowie zu neurologischen Problemen kommen.
Wenn die Zecke schon gebissen hat
Hast du in der Haut deines Lieblings eine Zecke entdeckt, verwende eine Pinzette oder eine Zeckenzange. Greife damit die Zecke (so nah wie möglich an der Haut des Tieres, um die Mundwerkzeuge ebenfalls zu entfernen) und ziehe sie langsam heraus. Deinfziere die Einstichstelle.
Wichtig:
Quetsche die Zecke nicht
Drehe die Zecke beim herausziehen nicht (es ist eine Zecke, keine Schraube!)
Ziehe langsam
Verwende auf keinen Fall Öle, Klebstoff, Nagellackentferner oder ähnliches. Durch zusätzliche Substanzen sondert die Zecke noch mehr Speichel ab und das Infektionsrisiko steigt.
Solltest du eine starke Rötung oder Schwellung der Einstichstelle und/oder Fieber bemerken, wende dich zeitnah an einen Tierarzt.
Was können Tierhhalter tun?
Der richtige Zeckenschutz, wachsame Augen sowie Hilfsmittel für den Ernstfall bringen deinen Hund und dich sicher durch die Zeckenzeit. Um deine Fellnase vor Zeckenbissen, sind verschiedene Präparate bekannt. Wir schauen, was wirklich hilft!

Spot-on (Tropfen)
Du trägst das Präparat mittels einer Pipette an einer oder mehreren Stellen auf die Haut zwischen Schultern und Schwanzansatz auf, damit der Hund oder die Katze die Stellen nicht erreichen und ablecken kann. Das chemische Mittel dringt in die Blutbahn ein und verteilt sich so im Körper. Zecken und Flöhe nehmen mit ihrem Stich den Wirkstoff auf und sterben ab. Andere Spot-ons verteilen sich auf der Haut und halten somit die Zecken von Stechen ab. Wirksam? Ja, sehr! Jedoch sind diese Mittel auch nicht harmlos. Sie können Hautreizungen, Juckreiz, Erbrechen, Haarausfall und neurologische Probleme wie Krämpfe, Koordinationsstörungen oder Lähmungen verursachen. Kinder sollten mit einem auf diese Weise behandelten Tier keinen engen Kontakt haben. Ausserdem sind diese Präparate meist schädlich für Wasserorganismen. Für Katzen ist der Wirkstoff Permethrin toxisch. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Mittel kaum entfernbar ist, wenn es zu Nebenwirkungen kommen sollte.
Zecken- und Flohhalsbänder
Sie wirken wie Spot-on Präparate inklusive der möglichen Nebenwirkungen.
Hunden, die ins Wasser gehen, sollte das Halsband zuvor abgenommen werden, um dessen Wirksamkeit zu erhalten und die Gifte nicht im Wasser zu verbreiten.
Spritze beim Tierarzt
Es gibt Injektionen mit Wirkstoffen wie Fluralaner, die einen langanhaltenden Schutz gegen Zecken und Flöhe bieten. Laut Hersteller müssen Flöhe und Zecken bereits am Tier anheften und mit dem Blutsaugen beginnen, um dem Wirkstoff ausgesetzt zu werden. Die Wirksamkeit ist sehr hoch und vor allem für sehr stark befallene Fellnasen eine schnelle Erlösung von den Plagegeistern.
Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit und vermehrter Speichelfluss zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen nach einer solchen Spritze. Seltener können neurologische Symptome wie Zittern, Ataxie (Koordinationsstörungen) oder Krampfanfälle beobachtet werden. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich.
Tablette beim Tierarzt
Auch rezeptpflichtige Tabletten gegen Zecken, die der Hund mit dem Futter verabreicht bekommt gelten aus sehr wirksam, sobald Flöhe oder Zecken die Haut des Wirtstieres durchdringen. Durch den Magen-Darm-Trakt gelangt das Mittel in den Blutkreislauf und wirkt so an der Haut am ganzen Körper. Je nach Wirkstoff bleibt der Schutz nach einmaliger Gabe über mehrere Wochen oder auch Monate bestehen. Hunde mit Epilepsie dürfte Beispiel keine Tabletten gegen Zecken bekommen.
Bernsteinketten
Ein natürlicher, chemiefreier Schutz vor Zecken, der auch noch toll aussieht - klingt genial.
Die Wirkung wird mit zwei Ansätzen beschrieben: Zum einen werde durch das Tragen des Bernsteins im Fell eine minimale statische Elektrizität aufgebaut, durch die Parasiten an den Haaren keinen Halt mehr fänden und abrutschen sollen. Zum anderen solle durch den Kontakt zwischen Fell und Stein ein feiner Abrieb aus Terpen (dem Material des Bernsteins) entstehen, der die Parasiten abschreckt. Nach ungefähr zwei bis drei Wochen solle die Wirkung am Tier eintreten.

Wissenschaftliche Studien, die die Wirkung einer Bernsteinkette für Hunde oder Katzen bestätigen, gibt es nicht. Daher fragen wir, "Wie soll das denn nun wirken?"
a) Zecken können den Geruch von Harz nicht wahrnehmen. Ihr Haller’sches Organ hilft den kleinen Biestern bei der Suche nach Wirten und orientiert sich dabei an bestimmten Stoffen wie beispielsweise Buttersäure und Kohlendioxid. Versteinertes Harz (Bernstein) gehört nicht zu diesen Stoffen.
b) Bernstein lässt sich durch Reibung elektrostatisch aufladen. Allerdings ist die Reibung im Alltag zwischen Stein und Fell äußerst gering. Den vielversprechenden Zeckenschutz haben wir natürlich getestet und eine Bernsteinkette kräftig am Hundefell gerieben. Zwar war die Aufladung sichtbar, aber die Zecken liefen einfach weiter. Bernstein hält die Zecken leider nicht fern.
Kokosöl
Eine Alternative zu Tablette, Spot-On und Zeckenhalsband soll Kokosöl sein. In Laborstudien konnte 10%ige Laurinsäurelösung 80-100 % des gemeinen Holzbocks, der häufigsten Zeckenart in Deutschland, abschrecken und hielt sie davon ab, sich festzusaugen. Natives Kokosöl enthält 50 % Laurinsäure und kann deshalb äußerlich aufgetragen gegen Zecken verwendet werden.
Ein toller Nebeneffekt: Kokosöl pflegt das Fell und schadet werder Kindern, die mit den Tieren kuscheln noch dem Tier selbst, wenn es das Öl ableckt.
Ein Manko: Leider hält der Schutz nur maximal sechs Stunden und muss daher wiederholt aufgetragen werden. Zecken setzen sich gerne am Kopf sowie an den dünnen Hautstellen, wie Leistenbereich oder Achsel fest. Kokosöl sollte also an diesen Stellen gut einmassiert werden, um einen temporären, chemiefreien Schutz vor Zeckenbissen zu erzielen.
Einen Beleg, dass Kokosöl auch als Futterzusatz gegen Zecken hilft, gibt es bisher nicht.
EM (Keramik) Ketten
Keramikhalsbänder mit Effektiven Microorganismen (EM) versprechen einen nebenwirkungsfreien und chemiefreien Zeckenschutz. In einer solchen Mischung leben über 80 Arten von Mikroorganismen Milchsäurebakterien, Hefe und Photosynthesebakterien.
Sie ernähren sich gegenseitig durch die von ihnen abgegebenen Stoffwechselprodukte. Durch ihre Stoffwechselaktivität und ihre "Resonanzschwingung" sollen die Effektiven Mikroorganismen wirken. Für EM-Ketten zum Zeckenschutz werden EM in den Ton eingebrannt. Die "Resonanzschwingung" von EM-Keramik soll für die Zecken, Flöhe und andere Parasiten sehr unangenehm sein und dadurch deren Biss am Wirtstier verhindern.
Manche Hersteller empfehlen die Halsbänder im kalten Wasser oder Sonnenlicht aufzuladen. Bedauerlicherweise schmeißt man damit nur Geld aus dem Fenster, denn EM-Keramik hält Zecken nicht fern.
Dalmatinische Insektenblume
Schon die Römer und Ägypter vertrieben in der Antike mit Hilfe von Pflanzen Mücken und andere lästige Biester. Dazu gehört zum Beispiel die dalmatinische Insektenblume, welche Pyrethrine enthält. Pyrethrine sind eine hochwirksame Gruppe von Naturstoffen, die aus bestimmten Chrysanthemen-Arten gewonnen werden. Diese Insektizide haben sich als besonders effektiv im Pflanzenschutz und in der Schädlingsbekämpfung erwiesen. Sie werden aus dem Pyrethrum-Extrakt isoliert und finden sogar in der Medizin Anwendung. Tatsächlich ist ein deutlicher Knockdown- und Tötungseffekt zu beobachten - das heißt, diese Extrakte wirken.Doch auch hier Vorsicht ist geboten! In höheren Konzentrationen oder bei unsachgemäßer Anwendung können sie gefährlich werden. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu ernsthaften Reaktionen wie Taubheit oder Krämpfen. Auch lokale Irritationen der Haut oder Atemwege sind keine Seltenheit.
Neemöl und andere ätherische Öle
Aus der Humanmedizin ist bekannt, dass auf die Haut aufgetragene ätherische Öle Insekten vertreiben können. Bei den ätherischen Ölen handelt es sich hauptsächlich um Terpene (z.B. Camphren, Limonen, Dipenten), Aldehyde (z.B. Citronellal, Citral, Zimtaldehyd) und Phenole (z.B. Eugenol, Thymol). Citronellöl, Sandelholzöl, Virginianisches Zedernholzöl, Eucalyptusöl, Lavendelöl und Neemöl sind klassische Vertreter des natürlichen Schutzes vor stechenden Insekten. Zu bedenken ist dabei jedoch Folgendes:
Die Wirkung gegen Zecken ist nicht mit der Wirkung gegen Insekten gleichzusetzen. Zum Beispiel hält Kampher Mücken wunderbar fern, jedoch Zecken nicht.
Die Wirkung auf menschlicher Haut gestaltet sich wegen des fehlendes Felles anders als bei Hund und Katze. Daher kann nicht von der gleichen Schutzwirkung ausgegangen werden.
Ätherische Öle können starke Nebenwirkungen verursachen und sollten daher nur nach fachkundiger Beratung eingesetzt werden. Manche Inhaltsstoffe, die für den Menschen harmlos sind, können für Tiere schwer schädlich sein.
Schwarzkümmelöl
Ein 18-jähriger Forscher aus Regensburg, Alexander Betz, hat mit seiner „Jugend forscht“-Arbeit eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Sein Hund Filou wird seltener von Zecken gebissen, seit er Schwarzkümmelöl ins Futter mischt. Diese einfache Methode hat nicht nur Filous Allergie gelindert, sondern scheint auch einen wirksamen Schutz zu bieten.
Vorsicht: Katzen fehlt ein Enzym, um bestimmte Inhaltsstoffe des Öls, insbesondere Terpene, abzubauen. Dies kann zu schweren Leberschäden, Nieren- und Atembeschwerden führen. Sowohl die orale Verabreichung als auch die Anwendung auf dem Fell sind gefährlich.
Fazit
Die aus einem Zeckenbiss möglicherweise resultierenden Erkrankungen können für Hunde und Katzen chronisch werden oder sogar tödlich enden. Schutz vor Zecken ist daher dringend angeraten. Um den passenden Zeckenschutz deinen vierbeinigen Liebling zu finden ist die Beratung durch einen Tierarzt sinnvoll.




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